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BABYLON BERLIN.

Arne Jyschs Graphic Novel „Der nasse Fisch“ über das Berlin der 1920er-Jahre
04.07.2020 - 27.09.2020

Kaum haben die 2020er-Jahre begonnen, schon geht es um alles. Wie vor einhundert Jahren. Damals war der Erste Weltkrieg gerade vorbei, die Spanische Grippe forderte hunderttausende Opfer in Deutschland, der Kaiser hatte abgedankt. Die neu etablierte Republik übte sich in parlamentarischer Demokratie, sogar die Frauen durften jetzt wählen. Berlin, die Hauptstadt der jungen Republik, war eine rasch wachsende Metropole mit knapp vier Millionen Einwohnern. Abends feierten die Ur- und Neuberliner mit Künstlern aus ganz Europa. Literatur, Malerei und Musik suchten nach einer modernen Sprache für diese Gesellschaft im Taumel. Die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme führten zum Erstarken und zur Radikalisierung rechter und linker Organisationen. In dieser Zeit spielt die Graphic Novel Der nasse Fisch von Arne Jysch nach dem Roman von Volker Kutscher.

Arne Jysch (geb. 1973 in Bremen) arbeitet als Storyboardzeichner, Illustrator und als Gastdozent für Filmsprache an der Filmuniversität Babelsberg. In seiner Adaption des Romans verdichtet er Volker Kutschers Vorlage um den Kriminalkommissar Gereon Rath zu einer visuell starken Graphic Novel. Im März 1929 kommt Rath in Berlin an und gerät mitten hinein in die Auseinandersetzungen von Exilrussen, Freikorpsangehörigen und Ringvereinen.

Jysch zeichnet mit schwarzweißen Szenen ein atmosphärisches Bild des Berlins der 1920er-Jahre – der Modernität, der grenzenlosen Lebenslust, aber auch der Armut, der Kriminalität und der politischen Spannungen. Die Ausstellung der Cranach-Stiftung zeigte Szenen aus der Graphic Novel und Jyschs Skizzen und Studien dazu. Lebendig wurde die Epoche auch durch Originalgrafiken (Sammlung G. Gruber), Mode und Alltagsgegenstände (Stiftung A. Ohm) der Zwanzigerjahre.

Graphic Novel im Cranach-Haus? Cranach war mit seinen Graphikzyklen ein Vorläufer dieses künstlerischen Mediums. Bereits 1521 kam das Passional Christi und Antichristi heraus – eine Bildergeschichte zur Papstkritik. Ein Jahr später schuf er eine Holzschnittfolge zur Apokalypse. Zwei Blätter beziehen sich auf Babylon, auf das Sündenbabel als Synonym für einen Ort wüster Ausschweifungen, in Cranachs Holzschnitten mit deutlichen Hinweisen auf das römische Papsttum. Für Luther und Cranach war damals Rom das Sündenbabel, für sie hätte es geheißen BABYLON ROM. Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

THOMAS SCHMID: EINBLICKE

25.01.2020 – 17.06.2020

Die Ausstellung zeigte Gemälde, Zeichnungen und Holzschnitte des seit 1974 in Wittenberg lebenden Künstlers Thomas Schmid. Wie eingefroren, still und jenseits der Zeit wirken seine Malereien. Schmids durch die Neue Sachlichkeit und den Spätexpressionismus beeinflussten Landschaften, Stillleben und Figurenbilder werden durch die Konzentration auf das Wesentliche zu Sinnbildern.

Kunst nach 1945. Die Sammlung Gerd Gruber

Eine Ausstellung an drei Standorten in der Lutherstadt Wittenberg 11.09.2019 - 06.01.2020

2019/2020 wurden in der Lutherstadt Wittenberg gleich drei Ausstellungen aus dem umfangreichen Sammlungsbestand von Dr. Gerd Gruber unter dem gemeinsamen Titel Kunst nach 1945. Die Sammlung Gerd Gruber gezeigt. Sie umfassten inhaltlich die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Arbeiten national und international bedeutender Künstler. Neben weniger bekannten Namen finden sich viele Künstler von Weltrang.

Die Ausstellung im ALTEN RATHAUS zeigte unter den Titel INTERNATIONALE POSITIONEN Arbeiten internationaler Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unmittelbar nach 1945 befindet sich die Kunst im Aufbruch – weltweit suchen die Künstler nach neuen Ausdrucksformen, um auf die Schrecken des Zweiten Weltkrieges zu reagieren. Die Ausstellung verdeutlicht die globale Vernetzung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bei der nicht nur Künstler in Europa und den USA zu ähnlichen Ergebnissen kommen, sondern auch in Südamerika, Asien und Afrika. Gezeigt werden Arbeiten aus ganz Europa und den USA, Mexiko, Kuba, Chile, Israel, Nigeria, Japan, Indien und Russland von Künstlern wie Giorgio de Chirico, Sonja Delaunay, Alberto Giacometti, Anatoli Kaplan, Marina Marini, Giacomo Manzù, Henry Moore, David Alfaro Siqueiros, Antonio Tapies, Emilio Vedova u. v. m.

Unter dem Titel NEUES BAUHAUS wurden im CRANACH-HOF, MARKT 4, Werke der Bauhausmeister und -schüler gezeigt, die nach 1945 entstanden und den Einfluss des Bauhauses auf Kunst, Architektur und Design in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts belegen.

Unmittelbar nach der Machtübernahme schließen die Nationalsozialisten das Bauhaus. Im Zusammenhang mit der dann folgenden Emigration vieler Meister und Schüler verbreiteten sich die Bauhausidee weltweit. Nach 1945, in der jungen Bundesrepublik, lehren auch wieder Bauhausmeister wie Georg Muche oder Gerhard Marcks an Werk- und Hochschulen. Zunächst knüpfte auch die SBZ/DDR an die Bauhausideen an, bis diese ab 1950 im Rahmen der Formalismus-Diskussionen verdrängt und erst in den späten 1960er-Jahren wieder aufgegriffen werden. Die Ausstellung im Cranach-Haus zeigt u. a. Werke von T. Lux Feininger, Johannes Itten, Max Bill, Ida Kerkovius, Gerhard Marcks, Georg Muche, Fritz Winter und Petra Petitpierre.

Die STIFTUNG CHRISTLICHE KUNST, im Schloss Wittenberg, stellte unter dem Titel PAZIFISMUS TRIFFT RELIGION religiöse Arbeiten aus ihrem Sammlungsbestand den pazifistischen Arbeiten der gleichen Künstler aus dem Bestand der Sammlung Gruber gegenüber. Diese Gegenüberstellung zeigte, dass das eine das anderen in der modernen Kunst nach 1945 nicht ausschließt, sondern sich beide Themen in ihren sozialen und politischen Aussagen gegenseitig ergänzen und bestärken. Die Ausstellung zeigt u. a. Werke von Pablo Picasso, Marc Chagall, Oskar Kokoschka, Max Pechstein, HAP Grieshaber Fritz Cremer, Carlos Hermosilla Alvarez, und Joseph Beuys, Toshi und Iri Maruki .

Zur Ausstellung liegt ein Katalog vor. Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

Kunst vor Cranach.

Gemälde, Skulpturen und Objekte des 11.-15. Jahrhunderts aus der Hamburger Stiftung August Ohm 26.01.2019 - 01.09.2019

So weit, wie wir heute von der Welt Lucas Cranachs entfernt sind, waren dessen Zeitgenossen entfernt von der Welt des Hochmittelalters. Doch die Menschen des 11./12. Jahrhunderts befanden sich gleichermaßen in einer Epoche gewaltiger Veränderungen. Ein enormer Bevölkerungszuwachs führte zur Gründung zahlreicher Siedlungen und Städte. Es entwickelten sich neue Berufsbilder und differenzierte Handwerkszweige.

Die großen Pilgerzüge erweiterten den Erfahrungshorizont und das Weltbild der Menschen. Im 13. Jahrhundert bereitete die franziskanische Bewegung eine Individualisierung und Verinnerlichung des Glaubens vor, während gleichzeitig Endzeitvisionen die Menschen beunruhigten. In der bildenden Kunst spiegelt die Entwicklung von der Romanik zur Gotik den Wandel von ritterlich-feudalen Strukturen zur städtischen Kultur wider. Am Beginn der Ausstellung steht eine romanische Gewandfigur (Anfang 11. Jh.), deren Abstraktheit auf ihren spirituellen Zusammenhang verweist.

Die ausgestellten Skulpturen und Gemälde des 12. bis 15. Jahrhunderts zeigten das fortschreitende Ringen um Individualisierung und um ein Reflektieren der Wirklichkeit. Zunächst sollten sich die Baumeister, Bildhauer und Maler Italiens aus der Sphäre des allein dem Glauben dienenden Handwerks erheben, um 1500 dann auch die Künstler des Nordens, Maler wie Lucas Cranach d. Ä. Die Ausstellung zeigte über 40 Gemälde, Skulpturen, sakrale und Alltagsgegenstände als Leihgaben der Hamburger Sammlung Atelier und Stiftung August Ohm. Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

Marc Chagall – Anatoli Kaplan. Erinnerungen ans Schtetl.

Zeichnungen und Druckgrafiken 10.11.2018 - 20.01.2019

In Marc Chagalls (1887-1985) Gemälden und Grafiken tauchen immer wieder die Dörfer und Menschen seiner Kindheit auf. Er wurde als ältester Sohn einer kinderreichen jüdischen Familie in der weißrussischen Stadt Witebsk geboren – einer jüdisch geprägten Stadt an der Peripherie des zaristischen Russlands, in der Not und Bedrängnis den Alltag der meisten Bewohner bestimmten. Das relativ abgeschiedene Leben im sogenannten „Schtetl“, einer kleinen, autonomen jüdischen Siedlung, hatte zur Folge, dass orthodoxe jüdische Überlieferungen, kulturelle Identitäten und jüdische Lebensgewohnheiten lange erhalten blieben. Gesprochen wurde dort das durch die deutsche Sprache mit geprägte „jiddisch“.

Durch den nationalsozialistischen Holocaust 1939-1945 wurde die Welt des Schtetls zerstört. Doch in den Werken Marc Chagalls und des fünfzehn Jahre jüngeren Anatoli Kaplans (1902-1980) wird sie für immer bewahrt. Kaplan wurde in Rogatschow, unweit von Witebsk, in das gleiche Milieu hineingeboren. Beide Künstler bringen die unbezwingbare Lust am Leben und die schmunzelnde jiddische Selbstironie ins Bild. Sie zeigen die unverwechselbaren Gestalten, die Feste, Riten und Lebensgewohnheiten der einfachen jüdischen Menschen. Die Ausstellung zeigte 40 Zeichnungen und Druckgrafiken aus der Sammlung Dr. Gerd Gruber. Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

Frederike von Cranach: Acheron

15.09.2018 - 04.11.2018

Frederike von Cranach im Cranach-Haus: Die Cranach-Stiftung zeigte Grafiken und Objekte der Künstlerin. Sie ist in Köln aufgewachsen und hat einige Jahre in den Niederlanden und in Brasilien verbracht. Derzeit lebt und arbeitet sie in London.

Unter dem Titel Acheron waren in der Ausstellung Arbeiten zu sehen, die das Werden und Vergehen, die Zartheit und Verletzbarkeit der Natur ebenso wie die Belanglosigkeit des Menschen in ihr thematisieren. In der griechischen Mythologie verband der Fluss Acheron das Diesseits mit dem Jenseits. In ihren Papierarbeiten bezieht sich die Künstlerin auch auf die Jenseitsvorstellungen Lucas Cranachs des Älteren (1472-1553).

Sie verarbeitet Motive aus dessen Holzschnitt Die Verdammten im Höllenfeuer (um 1510). Die in der Ausstellung gezeigten Objekte formt Frederike von Cranach aus Egagropili – das sind sogenannte „Meeresbälle“, die sich aus dem Laub der Meerespflanzenart Posidonia oceanica bilden. Dabei handelt es sich um einen der ältesten bekannten, lebenden Organismen der Erde, vom Mahlstrom der Zeit in runde oder ovale Formen geschliffen. Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

Echt gefälscht.

Cranach und seine Kopisten – Aspekte der Rezeptionsgeschichte 02.06.2018 - 09.09.2018

Fake News, alternative Wahrheiten – das sind keine Phänomene, die erst im 21. Jahrhundert aufgetreten sind. Gefälschte Urkunden und Bilder und die damit zusammenhängenden Bedeutungsänderungen beschäftigen immer wieder die Archive und Museen. Original oder Kopie? Meister- oder Schulwerk? Vor diesen Fragen steht man auch bei der Beurteilung des Werkes der Cranach-Familie. Stil und Bilderfindungen gerade Lucas Cranachs d. Ä. (1472-1553) wurden seit dem 16. Jahrhundert vielfach von anderen Künstlern aufgegriffen.

Erfolgreiche Motive wie die Lutherporträts wurden schon in der Werkstatt in hohen Auflagen gemalt, außerdem entstanden noch im 16. Jahrhundert zahlreiche Kopien in anderen Werkstätten. Die Ausstellung zeigt historische Cranach-Fälschungen wie die von Franz Wolfgang Rohrich, der Anfang des 19. Jahrhunderts die stetige Nachfrage nach Altdeutscher Malerei mit seinen frischen „Cranachs“ befriedigte. Zu sehen sind aber auch wunderbare Gemälde aus der Zeit um 1600 aus der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau und das von Wolfgang Beltracchi im Stile Cranachs für das Projekt Kairos – der richtige Moment geschaffene Bild, das Luther im Gewittersturm vor Stotternheim zeigt. Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

Van Bo Le-Mentzel: Hartz IV-Möbel & 62 cm Home

10.03.2018 - 27.05.2018

Die Ausstellung würdigte das achtjährige Bestehen des sozialen Do it Yourself-Projektes Hartz IV-Möbel und zeigte die Geschichte des Möbels vom DIY-Pionier zum Design-Fetisch. Erstmals ausgestellt wurde auch der Weil-Chair, der im Vitra Design Museum entstanden ist. Highlight war die Installation 62 cm Home, eine 62 cm breite Einraum-Wohnung mit Bad, Küche und Schlafzimmer. Die Wohnung wird in einen nischenartigen Restraum der Cranach-Stiftung geschoben und steht sogar zum Probewohnen zur Verfügung. Die Ausstellung behandelte unter dem Motto „Konstruieren statt Konsumieren“ den Umgang mit ungenutzten Ressourcen, sowohl in der Gesellschaft als auch im öffentlichen Raum.

Besonderheit Nr. 1: Auf den Außenflächen der Cranach-Höfe entstand ein temporäres Dorf aus Mikrowohnungen. Das Tiny House Village Wittenberg (Kurator: Apo Can Ericek) war eine künstlerische Intervention, die Migration, soziale Nachbarschaft und Bildung für eine gerechte Welt thematisierte.

Besonderheit Nr. 2: Interessierte konnten in einem Seminar ein eigenes Tiny House bauen. Besonderheit Nr. 3: In Wittenberg konnte erstmals in einem Tiny House übernachtet werden. Hierfür wurde die 100-Euro-Wohnung zu einem Tiny Hotel umfunktioniert.

Schlag auf Schlag – Die unglaublichen Abenteuer der Abrafaxe mit Luther, Cranach & Co.

24.10.2017 - 18.02.2018

Die Abrafaxe waren auf ihren Reisen durch die Zeit in Wittenberg gelandet, genau im Jahr 1517. Brabax hilft Martin Luther, dessen ursprünglich 478 Thesen auf 95 Thesen zu kürzen. Califax macht sich als Küchenhilfe in der Cranach-Werkstatt unentbehrlich. Grund genug, die Abrafaxe und das Mosaik-Team einzuladen, die ganze Geschichte der Reformation zu erzählen. Am 24. Oktober war das MOSAIK-Team mit verschiedenen Schulprojekten in den Cranach-Höfen zu Gast und wurde zudem eine Ausstellung mit originalen Zeichnungen eröffnet.

Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt

Apocalypse now

20.05.2017 - 20.08.2017

Das frühe 16. Jahrhundert war nicht nur eine Zeit der großen Entdeckungen und Erfindungen, sondern es war auch von apokalyptischen Endzeitvorstellungen und der Angst vor dem kommenden Weltgericht Gottes geprägt. Zu Martin Luthers bis heute nachwirkender Übersetzung des Neuen Testamentes schuf Lucas Cranach d. Ä. im Jahr1522 die Illustrationen für die Texte der Johannes-Offenbarung (Offenbarung – griech. apokalypsis). Cranach orientierte sich an Dürers Holzschnittfolge zur Apokalypse, die wenige Jahre zuvor entstanden war. Das berühmteste Blatt ist vermutlich der Holzschnitt mit den „Vier apokalyptischen Reitern“, die Krieg, Tod, Teuerung und Seuchen über das Land bringen. Die bildgewaltige Untergangs- und Erlösungsvision des Johannes ist immer wieder Thema der Kunst. Als Akt des Widerstandes griffen Künstler unter der Nazi-Diktatur auf die religiös vorgeprägten Motive zurück, um Symbole für das Grauen zu finden. Die Ausstellung zeigte neben Dürers Holzschnittfolge Grafiken Cranachs, Werke des 20. Jahrhunderts sowie Grafiken, Malerei, Objekte und Texte von Franca Bartholomäi, Pim Palsgraaf, Matthias Schmeier und Wolfgang Bauer.

Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg, Landkreis Wittenberg

Bruno Beye, Max Dungert, Günther Vogler und die Künstler der Magdeburger Kugel.

Avantgarde in Mitteldeutschland um 1920
26.08.2017 - 15.10.2017

Vor einhundert Jahren tobte der Erste Weltkrieg in Europa. Aufgrund ihrer Kriegs- und Nachkriegserfahrungen gründeten Anfang 1919 bildende Künstlerinnen und Künstler, Literaten, Musiker und Kritiker in Magdeburg die Künstlervereinigung „Kugel”. Unter der Losung „Freie Kunst – Freie Geister – Freie Menschheit“ fanden sie sich zusammen, um durch die Kunst „die noch durch Grenzpfähle getrennten Völker einander nahe zu bringen“. Sie organisierten gemeinsame Ausstellungen, Lesungen und Auftritte. In der gleichnamigen Zeitschrift wurden expressionistische Texte, Grafiken und Musikstücke veröffentlicht. Die Ausstellung mit Leihgaben aus der Sammlung Gerd Gruber stellte vor allem die Kugel-Protagonisten Bruno Beye, Max Dungert und Günther Vogler vor. Alle drei hatten ihre künstlerische Ausbildung kurz vor dem Ersten Weltkrieg an der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule begonnen.

Die „Kugel” bestand bis 1923, die Künstler gingen dann eigene Wege. Viele blieben aber unangepasst und engagierten sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus.

Kleine Paradiese

18.02.2017 - 14.05.2017

Aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren (1472-1553) gingen Gemälde wie „Lasset die Kindlein zu mir kommen“, „Caritas“ oder „Christus als guter Hirte“ hervor, die Luthers Gottesverständnis veranschaulichten. Gemälde, die auch eine Wahrnehmung des Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen, mit all seinen Möglichkeiten unterstützten. Ganz in diesem Sinne hat in den vergangenen Jahren die Malschule der Cranach-Stiftung mehrere Malerei-Projekte in Zusammenarbeit mit dem Behindertenverband Wittenberg angeboten. Die Ausstellung „Kleine Paradiese“ zeigte neben einzigartigen Arbeiten aus diesen Projekten auch Grafiken Karl Hans Jankes (1909 Kolberg–1988 Wermsdorf) und Gemälde und Grafiken von Künstlerinnen und Künstlern der Kreativen Werkstatt Lobetal.

Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, die zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört, führt die Kreative Werkstatt Lobetal als eine Ateliergemeinschaft zur Förderung von Künstlerinnen und Künstlern mit besonderen Begabungen. Abseits vom Kunstbetrieb schaffen Kreative wie Regina Hofmann, Günther Krug, Karl Beil, Detlev von Dossow, Ute Herzfeld oder Ilse Berner fantasiegewaltige Zeichnungen und Gemälde. Werke der Kreativen Werkstatt waren zudem in der Bethel-Begegnungsstätte in der Wittenberger Collegienstraße 41/42 zu sehen.

Karl Hans Janke verstand sich eher als Erfinder. Er schuf an die 3000 Zeichnungen und Modelle, vor allem zur Luft- und Raumfahrttechnik. Nach Jankes Tod 1988 lagerten dessen Arbeiten in einem Abstellraum der Hubertusburg (Wermsdorf), erst im Jahr 2000 wurden sie wiederentdeckt. Seine Entwürfe, die heute vom Rosengarten e. V. betreut werden, sind inzwischen als bedeutende Kunstwerke der Outsider Art anerkannt.

Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg, Landkreis Wittenberg

Marc Jung

19.11.2016 - 12.02.2017

In Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Erfurt zeigte die Cranach-Stiftung die Ausstellung „Feuilletonisiert“ mit Malerei, Zeichnungen und Installationen des 1985 in Erfurt geborenen Künstlers Marc Jung. Jung begann als Ringer und Street-Art-Künstler, studierte später an der Bauhaus Universität Weimar und an der Akademie Wien. Von 2012 bis 2014 war er Meisterschüler bei Wolfram Adalbert Scheffler an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

Mit brachialer Gestaltungskraft bemächtigt sich Marc Jung der täglichen Bilderflut und sampelt aus Icons, Smileys, Pokemons, Fotos aus Nachrichten- oder Lifestyle-Magazinen und Neon-Slogans das Abbild eines medialen Kosmos‘. Jung nähert sich den Motiven nahezu wertfrei. Er benutzt Fotos, die das Bildgedächtnis eines Jahres prägen, aus dem Trivialen oder der Hochkultur, Fotos von der Rückkehr des Wolfes oder vom Alltag der schrecklich großen Fernsehfamilie Wollny. TALK SHIT – GET HIT. Und dazwischen: Malerei im klassisch-expressiven oder im Street-Art-Gestus.

Im Anschluss: PechaKucha Night Wittenberg; PechaKucha Abende in der Lutherstadt Wittenberg mit freundlicher Unterstützung von den Machern der PechaKucha Night Dessau – www.pechakucha.org/cities/dessau.

Gefördert durch: Lotto Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg, Landkreis Wittenberg

Weitere Sonderausstellungen (Auswahl)

2015

Cranach und Luther. Aufbruch in die neue Zeit. Gemälde, Grafiken und Objekte aus der Sammlung ATELIER UND STIFTUNG AUGUST OHM, HAMBURG (Katalog)

2015

Cranach 2.0 – Der Internationale Lucas-Cranach-Preis 2015 der Lutherstadt Wittenberg und der Lucas-Cranach-Stadt Kronach (Katalog)

2014

Alles wunderbar. Positionen zeitgenössischer Kunst. Arbeiten und Aktionen von Margarita Leonore Göbel, Jutta Konjer, Manfred Kroboth, Stefan Leyh, Stephanie Brysch, Matthias Schmeier und Christian Treffler

2011/2012

Zwischen Bedrängnis und Widerstand. Graphiken und Gemälde der Jahre 1933 bis 1945 aus der Sammlung Gerd Gruber (Katalog)

2011

Maler Lucas aus Kronach. Lucas Cranachs frühe Jahre (Katalog)

2010

Venus, Eva & Co. Lucas Cranachs Aktdarstellungen im Kontext von Reformation und Humanismus (Katalog)

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